Chorproben in Corona-Zeiten – Fortsetzung eines Rückblicks

Seit nunmehr über einem Jahr ist Corona das alles entscheidende und immer präsente Thema in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens – so natürlich auch in den Bereichen der Kirchenmusik und der Chorarbeit. Im vergangenen Weihnachtspfarrbrief erschien, von Seiten unseres Oedekovener Kirchenchores aus, ein recht ausführlicher Artikel, wie Corona die Aktivitäten unseres Chores seit März 2020 verändert und beeinflusst hat. Bedingt durch die jeweiligen Redaktionszeiten der Pfarrbriefe, endet dieser „Rückblick“ im letzten September. An dieser Stelle soll er nun fortgeführt werden.

Kleinkirmes 2021: Der Vorstand verteilte Frühstückstüten – Foto: Erhard Schoppert

Nach kurzfristiger Absage sämtlicher Veranstaltungen des Chores im Frühjahr des vergangenen Jahres, waren im Rahmen von vorsichtigen Lockerungen mit Beginn des Frühsommers 2020 unter strengen Auflagen Chorproben in Präsenz im Pfarrzentrum in Oedekoven wieder möglich. Diese Lockerungen sind Mitte September 2020 immer noch in Kraft. Für den Chor bedeutet dies, dass das Proben mit entsprechenden Abständen, beschränkter Personenzahl und stetigem Lüften möglich ist. Alle Teilnehmer freuen sich, Singen zu können, auch wenn keinerlei Auftritte in Sicht sind. Ohne zeitlichen Druck werden neue Stücke einstudiert, alte Stücke intensiviert und Mozarts Piccolomini-Messe (KV 258) weiter vertieft, die ursprünglich zum Cäcilienfest im November 2020 zum 75-jährigen Jubiläum des Chores als Orchestermesse aufgeführt werden sollte. Diese von allen schnell liebgewonnene neue Routine hält bis Mitte Oktober. Seitdem muss, auf Grund der erhöhten Inzidenzwerte von über 50, wieder auf Präsenzproben verzichtet werden – und das bis zum heutigen Tag und auch darüber hinaus.

Um nicht ganz den Kontakt zu den Sängerinnen und Sängern zu verlieren, bietet Chorleiter René Breuer seit November zur gewohnten Probenzeit Videokonferenzen an, bei denen er u.a. Teile aus der Piccolomini-Messe vorspielt. Die Tonqualität leidet jedoch sehr an der Übertragung und auch technisch stellt diese Art der Kommunikation viele vor ungeahnte Schwierigkeiten, sodass nur wenige überhaupt versuchen daran teilzunehmen.

Am 22. November ist der Gedenktag der heiligen Cäcilia, Schutzpatronin der Kirchenmusik. Aus diesem Anlass feiern wir – normalerweise – Ende November unser Cäcilienfest. Doch auch das muss in diesen ungewöhnlichen Zeiten leider ausfallen. Um es jedoch nicht ganz unter den Tisch fallen zu lassen, lädt der Vorstand zur Teilnahme an der Sonntagsmesse ein, bei der insbesondere auch der Lebenden und Verstorbenen des Chores gedacht wird. Chor-Solistin Lucia Vedder trägt aus Anlass des Cäcilienfestes – zusätzlich zu den „normalen“ Stücken – das Kyrie und das Gloria aus Mozarts Piccolomini-Messe solistisch mit Orgelbegleitung vor. Andere Chormitglieder beteiligen sich beim Vortragen der Lesung und der Fürbitten im Gottesdienst. Viele der Sängerinnen und Sänger folgen der Einladung des Vorstands und die Kirche ist – im Rahmen der aktuellen Kapazitätsbeschränkungen – voll.

Kurz vor Weihnachten 2020 geht Deutschland erneut in einen „harten Lockdown“. Gemeinsame Chorproben rücken dadurch in weite Ferne. Die Inzidenzzahlen haben nicht nur die 50, sondern auch die 100 und 150 mittlerweile weit überschritten. Selbst der Rhein-Sieg-Kreis kratzt an der 200er Marke. Fast täglich gibt es neue traurige Rekordmeldungen. Als kleine Geste zur Weihnachtszeit verteilt der Vorstand kleine Präsente an alle Sängerinnen und Sänger. Doch in dieses Mal liegt dem Weihnachtsgruß keine Übersicht der kommenden Termine, wie z.B. Wiederbeginn der Chorproben nach der Weihnachtspause, bei. Stattdessen kann nur nochmals bestätigt werden, was ohnehin alle wissen: wir wissen nicht, wann ein (regelmäßiges) Treffen wieder möglich sein wird.

Das neue Jahr 2021 beginnt für den Chor, wie das alte geendet hat: Gemeinsames Singen ist nach wie vor nicht möglich und niemand kann sagen, wie lange das noch so bleiben wird. Weiterhin werden den Sängerinnen und Sängern Videokonferenzen angeboten, um nicht völlig den Kontakt zu verlieren, aber letztlich ist allen klar, dass dies keine wirkliche Alternative ist.

Anlässlich des Patroziniums der Oedekovener Kapelle St. Mariä-Vermählung am 23. Januar feiert der Chor am 30. Januar (aus Platzgründen) in der Oedekovener Kirche die heilige Messe. Solistin Lucia Vedder singt unter Begleitung von Chorleiter René Breuer verschiedenste „Ave Maria“ der Komponisten Michal Lorenc, Cesar Franck, Robert Prizeman und Giulio Caccini. Da der Chor nach wie vor nicht selbst singen darf, erklingt im Anschluss an die Messe das Gloria aus der Schubert Messe in B-Dur, die im Jahr 2010 mit Musikern des Gürzenich-Orchesters aufgeführt und aufgezeichnet wurde. Beim Hinausgehen erhält jedes Mitglied eine Frühstückstasche, die zwar sicherlich nicht unser traditionelles Frühstück zur Kleinkirmes ersetzen kann, jedoch zu Hause beim Genuss, Erinnerungen an frühere Zeiten wecken soll.

Anfang April ist Ostern. Normalerweise wäre auch dies für den Chor wieder ein willkommener Anlass im Gottesdienst zu singen. Doch schon das zweite Jahr in Folge ist dies nicht möglich, was von allen sehr bedauert wird. Gemeinsam mit einem Ostergruß verteilt der Vorstand Schokoladenlämmer an alle Sängerinnen und Sänger. Alle freuen sich über diese nette Geste und von vielen wird betont, wie sehr sie das gemeinsame Singen vermissen.

Doch trotz allem wird es weiterhin für unbestimmte Zeit dabei bleiben: Chorproben oder sonstige Treffen und Aktivitäten sind nicht möglich. Virtuelle Treffen helfen zwar sich nicht völlig aus den Augen zu verlieren, sind aber technisch nur von einem Bruchteil der Mitglieder machbar. Was bleibt ist die Hoffnung, dass es irgendwann wieder aufwärts geht. Und die Vorfreude auf die nächste gemeinsame Chorprobe – wann auch immer diese stattfinden wird.

Lucia Vedder

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